DMSG Funktionstraining: es lebe der Sport!

Inhaltsverzeichnis

Sport… was ist das überhaupt?

Die offizielle Definition lautet: “Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die meist im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen.”

Dr. Stephanie Woschek ist Sportwissenschaftlerin und hat zum Thema “sportliches Training bei Multiple Sklerose” promoviert. Uns erklärt sie das Bewegungsprogramm “Funktionstraining”.

Funktionstraining: das sind wir

Mein Name ist Dr. Stephanie Woschek und gemeinsam mit Unterstützung meines kleinen aber feinen Teams Nadine Scholl  und Charlotte Klumpp leite ich das Projekt Funktionstraining für die DMSG Hessen.

Nadine ist wie ich Sportwissenschaftlerin (M.A.). Sie arbeitet im Bereich Akquise von Trainern und unterstützt im Fortbildungsbereich.

Charlotte ist Physiotherapeutin (B.Sc.), als Projektmitarbeiterin zuständig für die Verwaltung und bereitet die Abrechnung gegenüber den Krankenkassen vor.

Ich selbst bin Dr. phil. Stephanie Woschek, Sportwissenschaftlerin, ich habe die Gesamtleitung des Projekts.

Finanziell unterstützt wird unser Projekt von der Hertie Stiftung. 

Was genau ist das Funktionstraining?

Das Funktionstraining ist ein ganzheitliches Konzept, und soll :

* Kondition, Koordination und Beweglichkeit verbessern,
* Mobilität erhöhen, Gehfähigkeit verbessern, Gehstrecke verlängern,
* Leistungsfähigkeit für den Alltag erhöhen,
* Stimmung verbessern,
* Selbstbewusstsein stärken,
* andere Menschen mit MS kennenlernen und sich austauschen
* für das selbstständige sportliche Training motiviert werden.

Das Funktionstraining wird ärztlich Verordnet und wird von den Krankenkassen erstattet.

Der Startschuss

Im Jahr 2019 haben wir mit dem Pilotprojekt begonnen und zu Beginn des Jahres 2020 haben bereits zwölf Funktionstrainingsgruppen unter qualifizierter Anleitung innerhalb Hessens trainiert. Teilnehmende waren überwiegend Menschen mit MS und wenige mit einer anderen Erkrankung wie z.B. Morbus Parkinson.

Was zeichnet unser Projekt aus?

Vor allem der Schwung, die Dynamik und das riesige Engagement der DMSG-Mitglieder! Es wurde nach  Abschluss der Verträge mit den Krankenkassen für die DMSG Hessen und ihre Kontaktgruppen nach Räumen und Funktionstrainer*innen gesucht haben.  Es wurde viel Werbung für das Funktionstraining in den regionalen Strukturen gemacht .
Wir hätten nach Ostern im April 2020 viele weitere Kurse in Hessen starten können. Die Nachfrage war überwältigend!

Corona traf auch uns

Dann kam der 13. März 2020 und das Projekt Funktionstraining war mit den plötzlich geltenden Kontaktbeschränkungen infolge des Infektionsschutzes wie in Schockstarre.
Sowohl die Krankenkassen als auch wir haben schnellstmöglich reagiert. Wir haben das noch junge Projekt Funktionstraining mit der Konzeption des Tele-Funktionstrainings im virtuellen Trainingsraum völlig verändert. Leider haben wir anfangs auf dem Weg vom Funktionstraining aus der Turnhalle hin zum virtuellen Raum viele Gruppen verloren.

Zu Beginn haben sich nur wenige Teilnehmende an diese neue Form des Online-Trainings herangetraut. Erst im Herbst 2020, als die Corona Infektionen in Deutschland erneut zunahmen und allen bewusst wurde, dass diese Pandemie länger andauern wird, stieg auch die Anzahl an Interessierten für Tele-Funktionstraining. Erste Teilnehmende außerhalb Hessens haben sich bei uns angemeldet, stellten doch der Trainingsort oder die eigene Mobilität keine Bedingungen mehr für die Teilnahme am Tele-Funktionstraining dar.
Da kam – etwas zeitversetzt – auch das Tele-Funktionstraining in Schwung!


Dank dem DMSG-Bundesverband, der sich seither für das bundesweite „Ausrollen“ von Funktionstraining einsetzt, konnten wir im Februar 2021 das Funktionstraining offiziell auf Bundesebene heben. Personen aus allen Bundesländern bekommen seither die Möglichkeit am (Tele-)Funktionstraining teilzunehmen.

Gruppendynamik im virtuellen Trainingsraum?

Wer meint, dass es beim Online-Training keine Gruppendynamik gibt, liegt falsch. Gerade weil man sich entspannt und ohne Maske und Abstandsregeln im virtuellen Trainingsraum unterhalten konnte, haben sich feste Trainingsgruppen gebildet. In den Trainingspausen wird geplaudert und gemeinsam gelacht. Die Online-Gruppen sind heute bunt gemischt mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland.

Vom Allgäu bis nach Kiel trifft man sich Online zum gemeinsamen Sport. Die Bereicherung ohne „Landesgrenzen“ oder sichtbare „Barrieren“ zu trainieren war uns zu Beginn der Pandemie nicht bewusst.

Es ist ganz unverhofft ein kleiner Meilenstein der Teilhabe gewesen!
Heute wollen viele Teilnehmende das Tele-Funktionstraining nicht mehr missen.

Hier stehen wir heute

Nun schreiben wir das Jahr 2022 – über zwei Jahre nach Ausbruch der Corona Pandemie – und wir vom Team Funktionstraining möchten das Funktionstraining zurück in die Turnhalle bringen. Allerdings ohne das Tele-Funktionstraining aufgeben zu müssen. Wir sind davon überzeugt, dass beide Möglichkeiten zur Umsetzung von wöchentlichem Training unter qualifizierter Anleitung eine optimale Kombination darstellen. Selbst erste hybride Varianten werden im Funktionstraining erprobt und bieten den Teilnehmenden eine flexible Lösung, die ihrer Tagesform und den krankheitsbedingten Schwankungen sehr entgegenkommt. Vorteile von Tele-Funktionstraining sind die Unabhängigkeit von Mobilität und Infrastruktur.

Außerdem gibt es mehr Flexibilität, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie das Gruppengefühl in Zeiten sozialer Distanzierung. Dies alles führt zu einer Steigerung der Lebensqualität.
Ebenso wichtig ist es dennoch erneut den Mut zu haben Termine außer Haus zu planen, wahrzunehmen und sich den „Strapazen“ des Alltags zu stellen. Der Aufbau von Funktionstrainingskursen vor Ort hat bereits in mehreren Bundesländern begonnen.
Wir können nicht einfach an die Zeit vor der Pandemie anknüpfen, sondern haben ein hartes Stück Arbeit vor uns, um uns diese „Normalität“, von der alle sprechen, zurückzuerobern. Diese zwei Jahre haben mit uns allen etwas gemacht. Natürlich benötigt das Team Funktionstraining – wie vor der Pandemie – die Unterstützung von ehrenamtlichen sowie hauptamtlichen Mitarbeiter*innen in den einzelnen DMSG-Landesverbänden.
Selbstverständlich möchten wir weiterhin für das Projekt werben und begeistern!

Das Wichtigste

Nur der wichtigste Baustein für das Funktionstraining sind weder die Anbieter noch die Organisatoren. Es sind die motivierten Teilnehmenden, die die Grundlage für Funktionstraining bilden.
Wir brauchen wieder begeisterte Interessierte, die bereit sind einen wöchentlichen Termin, der per se anstrengend sein kann und auch Zeit zur Regeneration bedarf, wahrzunehmen, um die eigene Gesundheit zu stärken!

Die Gesundheitsfunktion von regelmäßigem sportlichem Training ist unbestritten.

Und es gibt noch viel mehr Gründe als die „physische“ Gesundheit! Mit und über das gemeinsame sportliche Training können wir neben der körperlichen Gesundheit noch sehr viel mehr erfahren. Psychische und seelische Gesundheit durch soziales Miteinander, sich körperlich ausdrücken, sich und/oder andere herausfordern, Stress abbauen, etwas wagen und verantworten. Man kann Leistung erfahren, Trainingserfolge spüren, Selbstbewusstsein stärken. Wir können gemeinsam spielen und sich verständigen, als Gruppe wachsen und vor allem mit Gleichgesinnten eine wunderbare Zeit verbringen. Hier steht nicht die Krankheit im Fokus steht, sondern das gemeinsame Bewältigen von Bewegungsaufgaben.
Funktionstraining ist eine MS-spezifische Möglichkeit diese vielen Facetten des Sports zu erfahren. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere (Breitensport, Rehabilitationssport, etc.) Angebote. Für welches man sich letztendlich entscheidet hängt auch davon ab, was am besten zur persönlichen Situation passt. Hauptsache ist und bleibt: Es muss Freude machen!

Es lebe der Sport!

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